Samstag 17. April 2021, 10.00 – 16.30 Uhr, auf "Zoom" (Videokonferenz)
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei. Die Teilnehmerinnen- und Teilnehmerzahl ist begrenzt und die Plätze werden nach dem zeitlichen Eingang der Anmeldungen vergeben. Die Zugangsdaten werden nach Anmeldung mitgeteilt.
Kurz vor Kriegsende befanden sich etwa 13.000 Männer im Hauptlager sowie über 40.000 Männer und Frauen in den Außenlagern des KZ Neuengamme bei Hamburg. Die SS veranlasste aufgrund der näher
rückenden Fronten die Räumung des Stamm- und der Außenlager.
Tausende KZ-Häftlinge wurden daraufhin unter katastrophalen Bedingungen in überfüllten Güterwaggons durch Norddeutschland transportiert und auf „Todesmärschen“ zu noch nicht geräumten Lagern
getrieben. Wer nicht Schritt halten konnte, wurde erschossen. Die Transporte erreichten schließlich die später als „Auffanglager“ bezeichneten Lager Bergen-Belsen, Wöbbelin und Sandbostel.
Weitere Tausende Häftlinge wurden auf Schiffe in der Lübecker Bucht gebracht. Nur etwa die Hälfte der Häftlinge überlebte die letzten Kriegswochen.
Ab dem 12. April 1945 erreichten etwa 9.500 KZ-Häftlinge in mehreren Transporten das Kriegsgefangenenlager Sandbostel. Sie kamen aus dem Stammlager Neuengamme und Außenlagern in Hamburg, Bremen, Meppen und Wilhelmshaven. Die Wachmannschaften trieben die kaum noch marschfähigen Häftlinge vor den Augen der deutschen Bevölkerung von den Bahnhöfen Bremervörde und Brillit in das Stalag X B Sandbostel. Von Brillit wurden kranke Häftlinge mit einer Feldbahn ins Lager gebracht. Etwa ein Drittel der nach Sandbostel gebrachten KZ-Häftlinge starben auf dem Transport, im Lager und trotz der eingeleiteten Rettungsmaßnahmen an Entkräftung noch nach der Befreiung. Die britischen Soldaten bezeichneten das Stalag X B als „ein kleines Belsen“, die französischen Überlebenden als „Sterbelager“. In der Tagung werden die Todesmärsche durch das Elbe-Weser-Dreieck nach Sandbostel, die Situation im Stalag X B und die Erinnerung in der Nachkriegszeit thematisiert.
Todesmärsche im Elbe-Weser-Dreieck
Online-Tagung der Gedenkstätte Lager Sandbostel anlässlich des 76. Jahrestags der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Stalag X B
Samstag 17. April 2021, 10.00 – 16.30 Uhr, auf "Zoom" (Videokonferenz)
Programm:
Begrüßung und Einführung in die Tagung
Andreas Ehresmann, Gedenkstätte Lager Sandbostel
Panel 1: Sandbostel als Zentrum der Todesmärsche im Elbe-Weser-Dreieck
Moderation: Henrike Illig, Universität Bremen
Die Todesmärsche nach Sandbostel im April 1945 – Wissensstand und Forschungslücken.
Ines Dirolf, Gedenkstätte Lager Sandbostel
„Like a minor belsen“. Die Situation im KZ-Auffanglager: Nothilfe der Kriegsgefangenen, Befreiung und Rettungsbemühungen der britischen Armee.
Andreas Ehresmann, Gedenkstätte Lager Sandbostel
Paneldiskussion
Panel 2: Todesmärsche nach Sandbostel
Moderation: Andreas Ehresmann, Gedenkstätte Lager Sandbostel
Blockältester Nowak auf Todesmarsch durch Niedersachsen. Vom Wert und den Problemen einer seltenen und schwierigen Quelle.
Dr. Reimer Möller, KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Hamburg
„A Hand full survived“. Die Todesmärsche aus Bremen-Farge nach Sandbostel und in die Neustädter Bucht.
Dr. Marcus Meyer, Denkort Bunker Valentin, Bremen
Die Räumung des KZ-Außenlager Dessauer Ufer und der Transport nach Sandbostel.
Lucy Debus und Jonas Jakubowski, Initiative Dessauer Ufer, Hamburg
Paneldiskussion
Panel 3: Erinnerungskultur
Moderation: Jan Effinger, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Die Exhumierung der KZ-Häftlinge in Sandbostel durch die Mission de Recherche 1952 bis 1954.
Ronald Sperling, Gedenkstätte Lager Sandbostel
Bericht zur Memorierung von 41 am Bahnhof Brockel begrabenen KZ-Häftlingen.
Heinz Promann, Rotenburg (Wümme)
Paneldiskussion
Tagungskommentar
Prof. Dr. Helga Bories-Sawala, Universität Bremen