Ein Gedenkraum für die Opfer des Stalag X B


Blick in den Gedenkraum nach der provisorischen Fertigstellung // Foto: A. Ehresmann, 29.4.2017
Blick in den Gedenkraum nach der provisorischen Fertigstellung // Foto: A. Ehresmann, 29.4.2017

Ein Projekt von Bew Buakham, Nora Fischer und Sarah Vanessa Popp

Blick in die Sakristei vor dem aufräumen.
Blick in die Sakristei vor dem aufräumen.

Wir, Bew, Nora und Sarah Vanessa, besuchen zurzeit (2017) die 12. Klasse der Berufsbildenden Schulen Bremervörde und nehmen seit knapp einem Jahr an einem Geschichtsprojekt zum Kriegsgefangenenlager Sandbostel unter der Leitung unseres Lehrers Daniel Christian Graack teil.

In der Schule haben wir uns auch mit dem Thema „Gedenken “ auseinander gesetzt. Wir haben lange Zeit überlegt, wie man am ehemaligen Ort des Geschehens noch persönlicher an die Opfer des Stalag XB erinnern und den Angehörigen neben dem Gedenkstein vor der Lagerkirche auch einen Ort des individuellen Gedenkens ermöglichen kann. Schließlich wurden wir von den Mitarbeitern der Stiftung Lager Sandbostel auf einen leerstehenden Raum, die Sakristei der ehemaligen katholischen Kirche aus der Nachkriegsnutzung des Lagers aufmerksam gemacht.

Die vielen persönlichen Erinnerungsstücke, die Familienmitglieder von Opfern des Stalag X B oftmals bei ihren Besuchen in der Gedenkstätte hinterlassen, sollen hier ihren ganz besonderen Platz finden.
Für die Auswahl des Raumes spricht auch die Nähe zu dem ehemaligen Kirchenraum, den die Stiftung Lager Sandbostel zukünftig zu einem Veranstaltungs- und Vortragssaal ausbauen möchte.
Darauf wollten wir aber nicht warten. Im Rahmen der Kompetenztage an den Berufsbildenden Schulen Bremervörde haben wir seit dem 24. April 2017 den Raum leergeräumt, den Zugang von Wildwuchs befreit und den Raum in den folgenden Tagen im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten zu einem angemessenen Gedenkraum gestaltet, der, so hoffen wir, so auch in die Gesamtkonzeption für die neuen Gebäude übernommen wird.

Foto: A. Ehresmann, 27.4.2017
Foto: A. Ehresmann, 27.4.2017

Das Projekt fand in dem Zeitraum vom 24.04. - 05.05.2017, jeweils von 9.00 bis 13.00 Uhr statt. Montag, am ersten Tag, haben wir erste Eindrücke von dem zur Verfügung stehenden Raum bekommen. Wir konnten nun gut einschätzen, wie die nächsten Tage für uns aussehen werden und welche Kleidung wir für die nächsten Tage benötigen.

In dem Raum gab es viel Arbeit. Am zweiten Tag haben wir aber zunächst geholfen Stühle aus Selsingen von der Heinrich-Behnken Schule, für die Gedenkfeier am 29. April 2017 zu holen. Anschließend haben wir damit begonnen grob alle Sachen aus dem Raum zu entfernnen, wie beispielsweise eine alte und kaputte Kommode, Jacken, nicht mehr verwendbare Deko, Müll. etc. und ihn ausgefegt.

Am Mittwoch haben wir den Vorgarten des zukünftigen Gedenkraumes aufgeräumt. Wir haben dazu Büsche zurückgeschnitten, Efeu von einer Wand, Moos von dem Zuweg und Unkraut entfernt.
Am darauffolgenden Tag haben wir angefangen die Tapetenreste von der Decke zu entfernen und die Wände, Decke und den Boden, so gut wie es geht, sauber zu machen. Außerdem haben wir das Fester geputzt und versucht Teppichkleberreste vom Boden abzuschaben.
Am Freitag haben wir den Raum dann gründlich sauber gemacht, dazu zählte das Fenster putzen, den Boden wischen und die Wände und die Tür abzuwischen. Anschließend haben wir Erinnerungsstücke wie zum Beispiel Kranzschleifen, Aufsteller, Gedenktafeln und Kränze zusammen gesucht,  gereinigt und im Raum platziert für die bevorstehende Gedenkfeier am Samstag.

Ruth Gröne, die Tochter des in Sandbostel verstorbenen KZ-Häftlings Erich Kleeberg besucht am Jahrestag der Befreiung den neu gestalteten Gedenkraum // Foto. A. Ehresmann, 29.4.2017
Ruth Gröne, die Tochter des in Sandbostel verstorbenen KZ-Häftlings Erich Kleeberg besucht am Jahrestag der Befreiung den neu gestalteten Gedenkraum // Foto. A. Ehresmann, 29.4.2017

Am Samstag haben wir an der Gedenkfeier anlässlich des 72. Jahrestags der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Stalag X B Sandbostel teilgenommen. Der erste Teil der Gedenkfeier fand auf dem Lagerfriedhof in Sandbostel statt. Dort waren wir und die Schüler aus unserem Geschichtsprojektkurs für die Kranzniederlegung zuständig.

Anschließend wurde die Veranstaltung in der Gedenkstätte Lager Sandbostel fortgesetzt.

Danach haben wir Angehörigen und Besuchern, die Interesse an unserem Projekt hatten, die Möglichkeit angeboten, Ihnen unseren Gedenkraum zu zeigen und unsere Ideen dahinter zu präsentieren. Die letztens drei Tage unseres Praktikums haben wir uns dann mit der Dokumentation unseres Projektes befasst und unter anderem diese Texte für die Homepage der Gedenkstätte geschrieben.

 

 

Ein Gedenkraum für die Opfer des Stalag X B  -  Fazit
Nach dem 2-wöchigen Praktikum in der Gedenkstätte Lager Sandbostel können wir drei sagen, dass sich unsere Einstellung zum Thema „Gedenken“ deutlich verändert hat. Dadurch, dass wir einige Zeit in der Gedenkstätte – im ehemaligen Stalag XB – verbracht haben, ist uns das Thema noch wichtiger geworden.
Für die vergangene Gedenkfeier hatten wir uns das Ziel gesetzt, den Gedenkraum so anschaulich wie möglich zu gestalten. Durch die Anerkennung und Wertschätzung, die wir für unsere Arbeit bekommen haben, waren wir noch motivierter und sind zu dem Entschluss gekommen, auch nach dem Praktikum unser Projekt weiter zu verfolgen und weiterhin unsere Hilfe anzubieten.
Bevor wir das Projekt mit dem Gedenkraum gestartet haben, war uns das Thema  Gedenken auch schon ziemlich wichtig. Da es hier in Sandbostel noch keinen Raum zum Hinterlegen persönlicher Erinnerungsstücke gab, hatten wir uns dazu entschlossen einen Raum für die Familienmitglieder von den Opfern des Stalag XB zu gestalten. Denn viele Angehörige wissen bis heute nicht, wo genau die Väter, Onkel oder Großväter umgekommen oder in welchem Massengrab sie begraben sind und brauchen daher auch einen Ort zum individuellen Gedenken.
Dass es von Angehörigen ein großes Bedürfnis gibt zu gedenken, zeigt die positive Resonanz auf unser Projekt am Tag der Gedenkveranstaltung.

 

Sandbostel 5. Mai 2017

Bew Buakham, Nora Fischer und Sarah Vanessa Popp