Italienische Militärinternierte


Nach der Kapitulation des einstigen Verbündeten Italien im September 1943 wurden über 600.000 italienische Soldaten von der Deutschen Wehrmacht in Gefangenschaft genommen. Zur Unterstützung Mussolinis, der noch über einen unter deutscher Kontrolle stehenden Marionettenstaat in Norditalien herrschte, ordnete Hitler an, die italienischen Kriegsgefangene als "Militärinternierte" zu deklarieren, einen Status, den das Kriegsvölkerrecht gar nicht vorsieht.

 

Das Stalag X B war zusammen mit seinem Zweiglager Wietzendorf (dem vormaligen Stalag X D) eines der größten Durchgangslager für italienische Militärinternierte (IMI). Im September 1943 wurden hier ca. 67.000 italienische Soldaten registriert und meist sofort in Arbeitskommandos weitertransportiert. Nur die italienischen Offiziere blieben in Sandbostel.

 

Während der Status als "IMI" formal eigentlich ein etwas besserer war, waren aber die treuen Waffengefährten von einst in den Augen vieler Deutscher  zu "Verrätern" geworden. Im Kriegsgefangenenlager Sandbostel und auf den Arbeitskommandos unterlagen sie daher häufig einer besonders schlechten Behandlung.

Blick in eine der Unterkunftsbaracken der italienischen Militärinternierten. Foto: Vittorio Vialli, nicht datiert. Istituto Storico Parri Emilia-Romagna, Bologna, Italien
Blick in eine der Unterkunftsbaracken der italienischen Militärinternierten. Foto: Vittorio Vialli, nicht datiert. Istituto Storico Parri Emilia-Romagna, Bologna, Italien

Der Marineoffizier Vittorio Vialli konnte eine Kamera und mehrere Filme in das Stalag X B schmuggeln und etwa 150 Aufnahmen machen. Diese Fotografien geben einen Eindruck vom Alltag der italienischen Militärinternierten in Sandbostel.

 

Viele der Fotografien von Vittorio Vialli werden in der Dauerausstellung gezeigt.

Oberstleutnant Michele Montagano berichtet über die Situation in Sandbostel:


„Und tatsächlich sind wir von Biala nach Sandbostel ins XB geschickt worden, einem riesigen Lager, da waren 14.000 – 15.000 Gefangene, darunter auch Engländer, Franzosen. …Und dort sind wir immer schlecht behandelt worden, sowohl was das Essen, als auch was die Unterkünfte betrifft, dann die Zählappelle, die sie morgens und abends machten. Sie zwangen uns nicht, zu arbeiten und respektierten die Genfer Konvention, denn die gefangenen Offiziere mussten nicht arbeiten, aber sie behandelten uns immer schlecht. Und warum behandelten sie uns schlecht? Damit wir übertraten, denn sie haben das immer mit uns versucht, sie haben zu uns gesagt: ‚Wollt ihr annehmen? Wenn ihr annehmt, behandeln wir euch gut, wie deutsche Soldaten, wenn ihr nicht annehmt, müsst ihr weiterhin in Gefangenschaft bleiben.’ Und unsere Qual, und der Hunger war sicher eine fürchterliche Qual, aber die moralische Qual war diese hier, dass du jeden Tag mit deinem Gewissen kämpfen, und sagen musstest: ‚Soll ich beitreten oder soll ich nicht beitreten, soll ich mich retten oder soll ich mich nicht retten?’"