Am Nachmittag des 29. April 1945 erreichten die ersten britischen Einheiten das Kriegsgefangenenlager Sandbostel, einen Tag später rückten dann auch britische Panzerverbände vor.
Die britischen Soldaten befreiten etwa 14.000 Kriegsgefangene und 7.000 KZ-Häftlinge.
Der Befreiung vorausgegangen waren heftige und aus heutiger Sicht unverständliche und für beide Seiten verlustreiche Abwehrkämpfe durch Wehrmachtssoldaten der 15. Panzergrenadier-Division.
Die britischen Soldaten waren insbesondere bei dem Anblick der KZ-Häftlinge tief erschüttert und verglichen Sandbostel mit dem kurz zuvor befreiten Bergen-Belsen als "a minor Belsen" (ein kleines Belsen).
Innerhalb von zweieinhalb Wochen waren in dem Lagerteil, in dem die KZ-Häftlinge untergebracht waren, etwa 2.000 KZ-Häftlinge gestorben. Im Lager lagen nicht bestattete Leichname teils seit Tagen herum, Typhus war ausgebrochen. Die zu Skeletten abgemagerten Menschen liefen auf der Suche nach etwas Nahrung herum oder lagen apathisch in den Baracken. Der Gestank war noch in weiter Entfernung wahrnehmbar.
Die britische Armee leitete zügig Rettungs- und Hilfsmaßnahmen ein. Deutsche Zivilistinnen und Zivilisten sowie Sanitätspersonal wurden dienstverpflichtet, um den Überlebenden zu helfen, die
Verstorbenen zu bestatten und das Lager aufzuräumen. Trotz aller Anstrengungen starben jedoch auch nach der Befreiung Hunderte von Menschen an den Folgen von Hunger, Typhus und anderen
Krankheiten.
Gemäß dem Abkommen von Jalta wurde die sofortige Repatriierung der Kriegsgefangenen eingeleitet. Zuerst wurden britische und amerikanische Kriegsgefangene in ihre Armeen entlassen, dann die sowjetischen Kriegsgefangenen der Roten Armee übergeben und in Filtrationslager der Militärdienste in der damaligen sowjetischen Besatzungszone abtransportiert. Zur Eindämmung der Seuchengefahr wurden die geräumten Baracken, in denen die KZ-Häftlinge untergebracht waren, niedergebrannt.
Die Auflösung des Lagers dauerte etwa einen Monat und die befreiten Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge waren medizinisch versorgt und in Krankenhäuser, Recreation-Center, DP- oder Sammellager verlegt oder bereits in die Herkunftsländer gebracht. Die nun freien Unterkünfte des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers nutzte die britische Armee als Zivilinternierungslager.
Weiterführende Literatur: