4.11.2024
Wir trauern um Teunis "Teun" Mur
Mit großer Bestürzung müssen wir mitteilen, dass unser niederländischer Freund Teun Mur nach einem plötzlichen Schlaganfall nicht mehr aufgewacht und am 17. Oktober 2024 verstorben ist.
Teun Mur hat seit den frühen 1980er Jahren gemeinsam mit seinem Schwager Rint Massier intensiv nach dem Grab seines Schwiegervaters Jan Massier gesucht, der 1945 als KZ-Häftling mit einem
Todesmarsch in das Stalag XB Sandbostel gelangte und zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach der Befreiung verstarb und an einem unbekannten Ort bestattet wurde.
Schon sehr früh unterstützten zunächst der Gedenkstättenverein Sandbostel und später die Stiftung Lager Sandbostel Rint Massier und Teun Mur bei der intensiven Suche. Bei mehreren leider
erfolglosen Exhumierungen hofften die Familien Massier und Mur, dass nun endlich die Grabstätte von Jan Massier gefunden wurde und dass seine Gebeine in das heimische Familiengrab überführt
werden konnten. Leider konnte dieser große Wunsch von Teun bisher nicht erfüllt werden. Teun Mur wurde 85 Jahre alt.
Wir verlieren mit Teun Mur einen engen Freund, dessen liebenswerte und herzliche Art uns fehlen wird. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinem Freundeskreis.
4.11.2024
Nachruf für Wolfgang Berkefeld
Mit großer Bestürzung müssen wir mitteilen, dass Wolfgang Berkefeld nach kurzer schwerer Krankheit am 27. September 2024 im Alter von 76 Jahren in München gestorben ist.
Der im kulturellen Bereich vielfach interessierte und engagierte Wolfgang Berkefeld war auch ein rühriges Mitglied im Gedenkstättenverein Sandbostel. 2010, nach seinem Eintritt in den
Ruhestand, konnte ihn die Stiftung Lager Sandbostel für das ehrenamtliche Controlling des großen Neugestaltungsprojekts der Gedenkstätte gewinnen. Eine Aufgabe, für die Wolfgang Berkefeld als
langjähriger Geschäftsführer der Firma RPC Bebo Plastik in Bremervörde hervorragend qualifiziert war. In den drei Jahren bis zum Abschluss des Projekts 2013 hat er die Kostenkontrolle routiniert,
souverän und mit großer Ruhe und Gelassenheit durchgeführt. Die erfolgreiche Abwicklung des gesamten Neugestaltungsprojekts der Gedenkstätte Lager Sandbostel ist zu einem bedeutenden Teil dem
Einsatz von Wolfgang Berkefeld zu verdanken
Andreas Ehresmann
(Geschäftsführer der Stiftung Lager Sandbosel, Leiter der Gedenkstätte Lager Sandbostel)
Dr. Klaus Volland
(ehemaliger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des Gedenkstättenvereins Sandbostel)
09.09.2024
Datenbank der archäologischen Funde ist online
Anläßlich des Tag des offenen Denkmals 2024 stellen wir unsere Datenbank mit archäologischen Objekten aus dem ehemaligen Kriegesgefangenenlager Stalag X B Sandbostel und dessen Nachgeschichte
online.
In Kooperation mit dem Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Hamburg und der Kreisarchäologie Rotenburg (Wümme) haben Archäologen, Studierende, Jugendliche und
Ehrenamtliche in den letzten Monaten Funde aus den verschiedenen Grabungen und Sondengängen fotografiert und verzeichnet.
Mit dem Link: https://citizen-science.stiftung-lager-sandbostel.de ist die Datenbank mit den Funden nun erstmal auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Weitere Information zu den Archäologischen Grabungen in der Gedenkstätte Lager Sandbostel erhalten Sie auch hier.
26.08.2024
Solidarität mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Geschichtsrevisionismus und Diskriminierung stoppen!
Mit großer Sorge beobachten wir die Zunahme von Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Stigmatisierung und Diffamierung von Minderheiten wie auch Gewalttaten haben längst erschreckende Ausmaße erreicht.
Dieses bedrohliche Anwachsen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit basiert häufig auf rechtsextremen, völkisch-nationalistischen Vorstellungen von Politik und Gesellschaft, die mit revisionistischen Geschichtsbildern verbunden sind. Solche verzerrten und verfälschenden Geschichtsbilder weisen zum Teil neonationalsozialistische Schattierungen auf. Der besorgniserregende Erfolg rechtsextremer Parteien und Gruppierungen gefährdet unsere vielfältige Kultur- und Erinnerungslandschaft; und nicht nur das: Sie gefährden die Grundfesten unserer auf Menschenwürde, Diversität und Gleichberechtigung basierenden freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Thüringen ist eines der Bundesländer, in denen diese Tendenz derzeit besonders deutlich zum Tragen kommt. Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora ist daher nachhaltig darum bemüht, über den Geschichtsrevisionismus und seine Protagonisten aufzuklären und seine Mechanismen offenzulegen: https://www.geschichte-statt-mythen.de/klassische-mythen. Erst jüngst hat sich Stiftungsdirektor Prof. Dr. Jens-Christian Wagner intensiv mit entsprechenden Verlautbarungen etwa des AfD-Politikers Björn Höcke auseinandergesetzt. Wir unterstützen dieses Engagement der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora für ein kritisch-reflektiertes Geschichtsbewusstsein und gegen jede Diskriminierung von Minderheiten. Gleichzeitig verurteilen wir die Angriffe auf Stiftungsdirektor Wagner aufs Schärfste. Es gehört zu den Grundaufgaben zeithistorischer Gedenkstätten und Erinnerungsorte, allen geschichtsrevisionistischen Bestrebungen entgegenzutreten und sich für die uneingeschränkte Geltung der Menschenrechte einzusetzen.
Im Auftrag der Unterzeichnenden:
Oliver von Wrochem, Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, Sprecher der AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland
Axel Drecoll, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
Die Unterzeichnenden:
Prof. Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Leiter Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen / AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland;
Prof. Dr. Oliver von Wrochem, Sprecher AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland, Vorstand Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte / Leiter KZ-Gedenkstätte Neuengamme;
Thomas Altmeyer, Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945/Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager;
Dr. Nancy Aris, Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur;
Johannes Beleites, Beauftragter des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur;
Burkhard Bley, Landesbeauftragter für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur;
Prof. Dr. Frank Bösch, Direktor Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF);
Henning Borggräfe, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln;
Prof. Dr. Marc Buggeln, Professur für Regionale Zeitgeschichte und Public History und Leiter des Instituts für Regionalgeschichte, Europa-Universität Flensburg;
Prof. Dr. Simone Derix, Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg;
Frank Ebert, Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur;
Andreas Ehresmann, Leiter der Gedenkstätte Sandbostel, Vorstand Verband der Gedenkstätten in Deutschland e. V. Forum der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen, Arbeitsgemeinschaften und
Dokumentationszentren;
Henny Engels, Bundesvorstand LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt (Berlin);
Marlies Fritzen, Vorsitzende der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten;
Dr. Michael Gander, Geschäftsführer Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V.;
Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprecher der AG Gedenkstätten zur Diktatur in SBZ & DDR;
Marion Gardei, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz;
Dr. Andrea Genest, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück, AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland;
Dr. Christine Glauning, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit;
Prof. Dr. Neil Gregor, Department of Modern European History, University of Southampton;
Prof. Dr. Thomas Großbölting, Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg;
Dr. Elke Gryglewski, Geschäftsführerin Stiftung niedersächsische Gedenkstätten / Leiterin KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen, AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland;
Dr. Gabriele Hammermann, Stiftung Bayrische Gedenkstätten /KZ-Gedenkstätte Dachau;
Deborah Hartmann, Leiterin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Dr. Helge Heidemeyer, Direktor der Stiftung Gedenkstätte Hohenschönhausen Berlin;
Prof. Dr. Kirsten Heinsohn, Stellvertretende Direktorin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg;
Georg Hörnschemeyer, Vorsitzender Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V.;
Kirsten John-Stucke, Leiterin Kreismuseum Wewelsburg, Vorstand Verband der Gedenkstätten in Deutschland e. V. Forum der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen, Arbeitsgemeinschaften und
Dokumentationszentren;
Prof. Dr. Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer;
Silke Klewin, Leiterin der Gedenkstätte Bautzen;
Prof. Dr. Habbo Knoch, Universität Köln;
Prof. Dr. Andreas Körber, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Universität Hamburg;
Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung;
Jonas Kühne, Sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, Vorstand Verband der Gedenkstätten in Deutschland e. V. Forum der Gedenkstätten, Erinnerungsorte
und -initiativen, Arbeitsgemeinschaften und Dokumentationszentren;
Prof. Dr. Birthe Kundrus, Universität Hamburg und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats Hamburger Gedenkstätten und Lernorte;
PD Dr. Katja Makhotina, Georg August-Universität Göttingen;
Dr. Sylvia Necker, Leiterin des LWL-Preußenmuseums Minden und des BIZ im Kaiser-Wilhelm-Denkmal;
Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas;
Dr. Maria Nooke, Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur;
Dr. Sylvia de Pasquale und Team, Leiterin Gedenkstätten Brandenburg an der Havel;
Dr. Markus Pieper, Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten;
Dr. Ines Reich, Leiterin Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam
Dotschy Reinhardt, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma;
Dr. Andrea Riedle, Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors Berlin;
Dr. Achim Rohde, Leitung Gedenkstättenförderung Niedersachsen, Stiftung niedersächsische Gedenkstätten;
Prof. Dr. Miriam Rürup, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien (Potsdam);
Prof. Dr. Martin Sabrow, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam;
Dana Schlegelmilch, Netzwerk NS-Kriegsgefangenenlager;
Dr. Harald Schmid, Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, Vorstand Verband der Gedenkstätten in Deutschland e. V. Forum der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen,
Arbeitsgemeinschaften und Dokumentationszentren;
Dr. Alexander Schmidt, Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg
Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, Direktorin des Zentrums für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin;
Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland;
Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums Berlin;
Martina Staats, Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel;
Dr. Rainer Stommer, Leiter Lern- und GeDenkOrt Alt Rehse, Vorstand Verband der Gedenkstätten in Deutschland e. V. Forum der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen, Arbeitsgemeinschaften
und Dokumentationszentren;
Prof. Dr. Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand;
Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg;
Dr. Andreas Weigelt, Leiter der Gedenkstätte Lieberose in Jamlitz;
Prof. Dr. Annette Weinke, Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena;
Dr. Nicola Wenge, Leiterin Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg, Ulm, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“ (AGGOK);
Stefan Wilbricht, Leiter KZ-Gedenkstätte Moringen, Sprecher für die Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“ (AGGOK);
Prof. i.R. Dr. Michael Wildt, Humboldt-Universität zu Berlin;
Prof. Dr. Andreas Wirsching;
Stefan Wunsch, Wissenschaftlicher Leiter der NS-Dokumentation Vogelsang;
Dr. Peter Wurschi, Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur;
Prof. Dr. Miriam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrum München;
Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Projektverbund „Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe“
24.8.2024
"Nein gesagt!" Neue Podcastfolge zum Stalag X B Sandbostel erschienen
Soeben ist die hörenswerte neue Folge von "Nein gesagt!" Der Podcast, der die Geschichte von italienischen Militärinternierten in Hamburg erzählt, erschienen. Die zehnte und letzte Folge widmet sich dem Stalag X B Sandbostel und hat den Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann zu Gast: https://nein-gesagt-podcast.de/episoden
Es ist soweit: Wir sind bei der zehnten und letzten Folge unseres Podcast angekommen. In dieser wollen wir nicht nur die vergangenen Folgen rekapitulieren, sondern nochmal einen weiteren Ort
vorstellen, der mit der Geschichte der IMI in Hamburg zusammenhängt: die Gedenkstätte Lager Sandbostel. Wir sprechen mit Andreas Ehresmann, dem Leiter der Gedenkstätte, über die Bedingungen,
denen die IMI im Stalag XB Sandbostel unterworfen waren, darüber, wie an dem Ort heute an ihre Geschichte erinnert wird und über die Fotos, die der ehemalige IMI Vittorio Vialli heimlich im
Kriegsgefangenenlager machte. Die Folge findet ihr wie immer bei Spotify, Apple Podcasts und auf unserer Website: https://nein-gesagt-podcast.de/episoden/ .
Vielen Dank an alle unsere Gesprächspartner*innen und Hörer*innen, die unser Projekt begleitet haben sowie an die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, die unser Projekt finanziell
unterstützt hat!
Erinnern möchten wir außerdem an Michele Montagano, 1921 im italienischen Campobasso geboren, dessen Satz „Wir haben ‚Nein‘ gesagt“ uns zu diesem Podcast inspirierte. Montagano ist im August 2024 mit 102 Jahren verstorben.
Das Tagebuch des ehemaligen IMI Marino Ruga, das wir in der Folge erwähnen, findet ihr hier:
Tagebuch von Marino Ruga
5.8.2024
Wir trauern um Michele Montagano
Mit Bestürzung müssen wir mitteilen, dass der ehemalige italienische Militärinternierte Michele Montagano gestern, am 4. August 2024, im Alter von 102 in Campobasso verstorben ist. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinem Freundeskreis.
„Wir haben ‚Nein‘ gesagt in Deutschland und das ist es, was sie über uns erzählen sollen.“
Michele Montagano wurde am 27. Oktober 1921 in Casacalenda in der Provinz Campobasso (Molise) geboren. Sein Vater war ein hoher faschistischer Parteifunktionär. Mit einem kriegsbedingten
Notabitur und schrieb er sich 1940 zum Jurastudium in Rom ein.
Im Februar 1941 wurde er im Alter von 19 eingezogen und an der griechisch-albanischen Front eingesetzt. Nach einem Offiziersanwärterlehrgang schwor er am 15. August 1942 seinen Eid auf König und
Vaterland und wurde nun bei der Grenzwache im italienisch-slowenischen Grenzgebiet eingesetzt.
Michele Montagano, der zuvor den italienischen Diktator Mussolini verehrt hatte, begann sich unter dem Eindruck seiner Kriegserlebnisse vom Faschismus abzuwenden. Den Sturz Mussolinis begrüßten
er und seine Kameraden mit ‚Es lebe der König‘.
Nach der Verkündung des Waffenstillstands am 8. September 1943 wurden Michele Montagano mit seiner Einheit von der Wehrmacht festgenommen. Er verweigerte wie die meisten italienischen
Militärangehörigen die Kollaboration mit den Deutschen. Daraufhin wurde Michele Montagano zunächst in das Stalag XX A Thorn überführt und dann in das Stalag 366 Siedlce verlegt. Am 24. März 1944
wurde er dann in das Stalag X B Sandbostel verlegt. Hier verweigerte Michele Montagano wie fast alle Offiziere die Kollaborationsangebote.
Im Stalag X B verursachten die desaströsen Lebensbedingungen die Ausbreitung von Typhus und Tuberkulose. Zudem ergriff die Lagerleitung verschiedene Maßnahmen, um die Offiziere zru Kollaboration und zur Arbeit zu bewegen: Nahrungsmittelentzug, stundenlange Appelle und willkürliche Gewalt.
Ende 1944 wurde Michele Montagano ins das Oflag Wietzendorf überstellt. Hier erhielten die die Offiziere ihre Entlassungspapiere und sie wurden zu italienischen Zivilarbeitern erklärt. Michele Montagano weigerte sich mit 213 weiteren Offizieren zu arbeiten. 21 Offiziere wurden festgenommen und es wurde ihnen angedroht, erschossen zu werden. Michele Montagano und weitere Offiziere boten sich an, freiwillig den Platz der festgenommenen anzunehmen, da sie lieber sterben wollten, als für die Deutschen zu arbeiten. Die Gestapo stelle sie zur Hinrichtung an eine Wand. Nach stundenlangem Warten ließen die Deutschen von ihrem Vorhaben ab und wurden alle am 24. Februar 1945 in das Arbeitserziehungslager (AEL) Unterlüß überstellt. Am 9. April 1945 wurde Michele Montagano mit weiteren Offizieren aus dem AEL Unterlüß entlassen.
Nach dem Krieg nahm er sein Jurastudium wieder auf und stieg im Laufe der Zeit bis zum Vizedirektor einer Bank in seiner Heimatstadt auf.
Über seine Gefangenschaft in deutschen Kriegsgefangenenlagern sprach Michele Montagano jahrzehntelang kaum. Erst nach seiner Pensionierung begann er sich mit seinen ehemaligen Kameraden zu
treffen und sich in verschiedenen Verbänden zu engagieren und hat hohe Ämter innegehabt. So war Michele Montagano lange Zeit Vizepräsident der ANRP, dann deren Alterspräsident. Er war viele Jahre
Regionalpräsident der ANMIG und war Mitglied der ANEI.
Michele Montagano setzte sich unermütlich für die offizielle Anerkennung der italienischen Militärinternierten ein, die durch ihre Verweigerung der Kollaboration in den deutschen
Kriegsgefangenenlagern Widerstand geleistet haben. Er hat als Zeitzeuge in vielen Schulen du als Referent auf Tagungen und Konferenzen berichtet. Ab Beginn der 2000er-Jahren kam Michele Montagano
häufiger auch nach Deutschland und besuchte Gedenkveranstaltungen unter anderem in Sandbostel, Wietzendorf und Bergen-Belsen. 2019 erhielt Michele Montagano von Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier das Große Bundesverdienstkreuz.
2.8.2024
Stolpersteinverlegung für Gerrit Dekker im niederländischen Bussum
Auf Initiative von Wil van der Griend-Dekker wurde am 3. Juli 2024 im niederländischen Bussum (etwa 20 Kilometer westlich von Amsterdam) ein Stolperstein im Gedenken
an ihren Vater Gerrit Dekker verlegt. Die Stichting Struikelstenen Gooise Meren verlegte den Stolperstein vor dem Wohnhaus im Noorderweg 22. Gerrit Dekker wurde hier am 3. Februar 1944 von der
Polizei verhaftet und kehrte nicht mehr zurück.
In der zu der Stolpersteinverlegung von unserem niederländischen Freiwilligen Piet
Dam verfassten Kurzbiografie Dekkers heist es (Übersetzung mit einem Übersetzungsprogramm): Gerrit Dekker, geboren am 26. September 1909, verheiratet und
Vater von drei Kindern, wurde Opfer eines tragischen Fehlers mit weitreichenden Folgen. Neben seinem Beruf als Hufschmied war er auch als Versicherungsvertreter tätig. Eine seiner
Versicherungsklientinnen wurde am 3. Februar 1944 in Naarden mit illegal gekauftem Fleisch angehalten und nannte Gerrit Dekker als Lieferanten. Daraufhin wurde er zu Hause von der Polizei in
Naarden verhaftet und auf der Polizeiwache zur Rede gestellt, wo sich herausstellte, dass sie sich geirrt hatte und einen seiner Nachbarn meinte. Gerrit Dekker wurde von der Polizei, teilweise
über einen Anwalt, versprochen, dass er am nächsten Tag nach Hause gehen könne. Der pro-deutsche Polizeikommissar ließ ihn jedoch - entgegen allen Versprechungen und auf eigene Faust - von
einem seiner Beamten nach Camp Erika in Ommen abführen. Sein Aufenthalt im Lager Ommen war nur von kurzer Dauer, am 28. Februar 1944 wurde er wegen Schwarzhandels ins Lager Amersfoort
gebracht.
Hier wurde er in der Niederländischen Signalgerätefabrik (NSF-Kommando) eingesetzt. Seine Frau durfte ihren Mann noch mit der ältesten Tochter im Lager Amersfoort besuchen. Am 11. Oktober 1944
wurde er schließlich mit einem Transport in das deutsche Konzentrationslager Neuengamme gebracht. Auf diesem Transport befanden sich viele Opfer des Überfalls auf Putten vom 2. Oktober 1944. Kurz
nach seiner Ankunft in Neuengamme wurde er in das Außenlager Wedel in der Nähe von Hamburg verlegt, um Grabungsarbeiten für eine Verteidigungslinie um diese Stadt durchzuführen. Ende November
wurde das Lager aufgelöst und Gerrit Dekker kam in das Außenlager Meppen-Versen, um am Friesenwall zu arbeiten. Dazu gehörte der Bau von Panzerabwehrgräben in Norddeutschland. Am 24. März 1945
wird dieses Lager aufgelöst. Der Evakuierungstransport geht - größtenteils zu Fuß - über Cloppenburg und Bremen-Farge zurück nach Neuengamme. Dort angekommen, wurde er einige Tage später, am 8.
April, dem Schwerkrankentransport in Richtung des Lagers Bergen-Belsen zugeteilt. Dieses Lager wurde jedoch nicht erreicht, da es am 15. April befreit wurde. Der Transport wandert dann durch
Norddeutschland und erreicht schließlich am 18. April den Bahnhof Brillit. Die Häftlinge müssen dann noch 8 km bis zum Kriegsgefangenenlager Stalag X B in Sandbostel laufen, wo sie von ihren
SS-Bewachern im leerstehenden Marlag, einem stark abgeschirmten Teil des Kriegsgefangenenlagers, untergebracht werden.
Während des Transports fehlte es tagelang an Essen, Trinken und medizinischer Versorgung, aber auch hier in diesem Lagerabschnitt gab es praktisch keine Einrichtungen. Und Typhus bricht aus. Am
29. April wird das Lager befreit und die Befreier finden abgemagerte, ausgehungerte und schwerkranke Häftlinge vor. Das fordert seinen Tribut und viele Häftlinge sterben noch. Daher nennen die
Befreier Sandbostel: "Klein Bergen-Belsen". Am 1. Mai wird eine Registrierung der anwesenden niederländischen Gefangenen vorgenommen, auf der Gerrit Dekker erscheint. In einer zweiten Eintragung
vom 6. Mai fehlt er jedoch.
Daraus ist zu schließen, dass er zwischen dem 1. und 6. Mai 1945 verstorben ist und ohne Namen im oder in der Nähe des Lagers begraben wurde. In den Jahren 1952/54 wurden alle sterblichen
Überreste aus den verschiedenen Grabstätten rund um das Lager auf den Lagerfriedhof in Sandbostel umgebettet. Hier ruht er unter 2783 Opfern des KZ Neuengamme.
519 Niederländer kamen mit verschiedenen Transporten in Sandbostel an, 342 kehrten nicht zurück.
Eintrag in der Datenbank der niederländischen Oorlogsgravenstichting: https://oorlogsgravenstichting.nl/personen/32895/gerrit-dekker
24.7.2024
Wanderausstellung: „Banditi e ribelli. Die italienische Resistenza 1943-1945" dauerhaft in Sandbostel zu sehen
Wir freuen uns sehr, dass sich das Geschichtsinstitut Istoreco aus Reggio Emilia und der Kultur-Reiseveranstalter CultureLabs aus Berlin, die 2017 zusammen die Wanderausstellung: „Banditi e ribelli. Die italienische Resistenza 1943-1945“ erarbeitet haben, sich entschieden haben, die Ausstellung der Gedenkstätte Lager Sandbostel zu überlassen. In der Gedenkstätte ist die Ausstellung nun in einer der ehemaligen Unterkunftsbaracken (z3) dauerhaft zu sehen. Der Ausstellungskatalog ist im Shop der Gedenkstätte erhältlich.
Zur Ausstellung: Nach zwanzig Jahren faschistischer Diktatur in Italien finden ab Ende 1943 viele Frauen und Männer den Mut und die Kraft zum Widerstand. Von den Faschisten als banditi und ribelli verunglimpft, kämpfen Zehntausende bewaffnet für das Ende des Zweiten Weltkrieges, gegen die deutsche Besatzung und gegen den italienischen Faschismus. "Banditi e ribelli" erzählt die Entwicklung des Partisanenkrieges in Italien zwischen 1943 und 1945. Kurze chronologisch aufgebaute Texte des Historikers Santo Peli und mehr als 120 Fotografien dokumentieren das Leben und die Anstrengungen der jungen Frauen und Männer, die gegen den Krieg, gegen Faschismus und gegen die Greuel der deutschen Besatzung kämpften. Das Geschichtsinstitut Istoreco aus Reggio Emilia und CultureLabs aus Berlin haben mit Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung die Wanderausstellung zur Geschichte des Partisanenkrieges in Italien zwischen 1943 und 1945 erarbeitet. Auf 29 Ausstellungstafeln wird die Entscheidung der italienischen Partisanen für Frieden und für eine freie, gerechte Gesellschaft dargestellt.
weitere Informationen:
Banditi e ribelli - Homepage zur Foto-dokumentarische Wanderausstellung "Die italienische Resistenza 1943-1945"
Istoreco Reggio Emilia - Homepage des italienischen Geschichtsinsitut Istoreco Reggio Emilia
CultureLabs eG - Homepage des Kulturreiseveranstalters (und techn. Ausstellungsrealisateurs) CultureLabs eG
22.7.2024
Ausschreibung
Terror – Widerstand – „Vergeltung” – Erinnerung
Exkursion zur deutschen Besatzungsherrschaft in den Niederlanden und der Razzia von Putten 1944
Gedenkstättenverein Sandbostel e.V.
Am 1. Oktober 1944 verübten Angehörige des niederländischen Widerstands gegen die deutsche Besatzung einen Anschlag auf ein Wehrmachtsfahrzeug. Drei deutsche Soldaten wurden dabei verletzt und einer kam ums Leben. Als „Vergeltungsmaßnahme“ führte die Wehrmacht eine Razzia in dem in der Nähe gelegenen Dorf Putten durch. Die gesamte männliche Bevölkerung des Dorfes, 660 Männer ab 17 Jahren, wurde festgenommen. 588 von ihnen wurden über das Polizeiliche Durchgangslager Amersfoort in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert. Im Zuge der Räumung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager kamen 46 von den Männern aus Putten im April 1945 mit Todesmärschen in das Stalag X B Sandbostel. Nur zwölf überlebten und kehrten nach der Befreiung zurück.
Anlässlich des 80. Jahrestags der Razzia von Putten bietet der Gedenkstättenverein Sandbostel e.V. vom 30. September bis zum 3. Oktober 2024 eine viertägige Exkursion in die Niederlande an. Wir
werden uns an verschiedenen Orten in Amsterdam mit dem Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden, der deutschen Besatzungsherrschaft, der Verfolgung und des Widerstands beschäftigen. Mit der
Nationalen Gedenkstätte Kamp Amersfoort werden wir einen ehemaligen zentralen Deportationsorte aus den Niederlanden und eine der zentralen Gedenkstätten des Landes besuchen. Höhepunkt des
Programms ist die Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen anlässlich des 80. Jahrestags der Razzia von Putten. Auf dem Rückweg werden wir in Meppen-Dalum und Meppen-Versen zwei Gedenkorte für
Außenlager des KZ Neuengamme besuchen, in denen Puttener zur Zwangsarbeit eingesetzt waren und die nach Sandbostel geräumt wurden.
Leitung: Klaus Manal und Jan Dohrmann (beide Gedenkstättenverein Sandbostel e.V.)
Anmeldung (bis zum 31.07.2024): Klaus Manal klawima22 [at] gmail.com
Programm (Änderungen vorbehalten):
September (Termin wird noch bekanntgegeben)
Organisatorisches Vorbereitungstreffen in der Gedenkstätte Lager Sandbostel und inhaltlicher Einstieg: Niederländische KZ-Häftlinge im Stalag X B Sandbostel
Montag, 30. September
Anreise nach Amsterdam
Besuch des Anne-Frank-Hauses und Gespräch mit Ronald Leopold (Historiker und Generaldirektor des Anne-Frank-Hauses)
Dienstag, 1. Oktober
Historische Stadtführung: Jüdisches Amsterdam, Zweiter Weltkrieg, Verfolgung und Widerstand (mit Widerstandsmuseum Amsterdam)
Besuch des Widerstandsmuseums Amsterdam
Besuch des Denkmals für Anton de Kom (surinamischer antikolonialer Aktivist, kommunistischer Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besatzung der Niederlande, 1945 im KZ-Bereich des Stalag X B
Sandbostel verstorben)
Gespräch mit Antoine de Kom (Psychiater, Schriftsteller, Dichter und Enkel von Anton de Kom - angefragt)
Mittwoch, 2. Oktober
Besuch der Nationalen Gedenkstätte Kamp Amersfoort
Historischer Rundgang durch Putten: Die Razzia am 2. Oktober 1944 (mit Stichting Oktober 44)
Teilnahme an den Veranstaltungen anlässlich des 80. Jahrestags der Razzia von Putten: Empfang, Gedenkgottesdienst, Schweigemarsch, Gedenkveranstaltung, Abendessen (mit Stichting Oktober 44)
Donnerstag, 3. Oktober
Weiterfahrt ins Emsland
Besuch der Gedenkorte für die KZ Meppen-Dalum und Meppen-Versen sowie der „Kriegsgräberstätte Versen“ (mit Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager)
Rückfahrt nach Sandbostel
3.7.2024
Trauer um Janusz Pilchowski
Unser Freund Janusz Pilchowski, ehemaliger polnischer Kriegsgefangener im Stalag X B Sandbostel, ist am Montag im Alter von 95 Jahren verstorben. Unser Mitgefühl gilt seiner großen Familie, den Söhnen, Enkel:innen und Urenkel:innen, sowie allen, die ihm nahe standen.
Janusz Pilchowski kämpfte von August bis Oktober 1944 mit gerade mal 14 Jahren in der Armia Krajowa, der polnischen "Heimatarmee", gegen die deutsche Besatzung. Nach der Kapitulation des Warschauer Aufstands brachte ihn die Wehrmacht nach Sandbostel. Am 29. April 1945 wurde er von britischen Truppen aus der Kriegsgefangenschaft befreit. Über mehrere Stationen verschlug es Janusz Pilchowski nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in das englische Chesterfield, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Wir standen seit 2020 in Kontakt mit Janusz Pilchowski. Am 29. April 2022, genau 77 Jahre nach seiner Befreiung, kehrte er das einzige Mal nach Sandbostel zurück. Er nahm an der Gedenkveranstaltung teil und traf Angehörige und Mitarbeiter:innen zu einem mehrstündigen Gespräch und Rundgang in der Gedenkstätte. Trotz seines hohen Alters erinnerte sich Janusz Pilchowski mit erstaunlicher Genauigkeit an seine Zeit in Kriegsgefangenschaft und gab spannende Einblicke in seinen Lageralltag.
Janusz Pilchowski brachte uns mit seinem verschmitzten Humor zum Lachen und beeindruckte uns mit seinem brillanten Gedächtnis. So werden wir ihn in Erinnerung behalten.
8.5.2024
7.5.2024
Verlegung zweier Gedenksteine auf dem Rotenburger Waldfriedhof
Auf Initiative der Angehörigen konnten heute beim Gräberfeld auf dem Waldfriedhof in Rotenburg/Unterstedt zwei individuelle Gedenksteine für Franz Josef Beetz und Jesús Santos Alonso eingeweiht werden. Die niederländische Oorlogsgravenstichting und der Volksbund Deutsche Volksgräberfürsorge organisierten die beiden Gedenksteine.
Auf dem Gräberfeld befinden sich die Gräber von insgesamt 342 Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen. Nach der Befreiung des Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglager Sandbostel am 29.04.1945
richteten die britischen Alliierten in der Lungenklinik in Rotenburg-Unterstedt ein Lazarett für die befreiten KZ-Häftlinge ein. Über 376 der dort behandelten KZ-Häftlinge überlebten nicht und
wurden zunächst auf einem Friedhof neben der Lungenklinik beerdigt.
In den 1950ern exhumierte und identifizierte die Mission de Recherche die KZ-Häftlinge, um sie dann auf den Waldfriedhof umzubetten. Allerdings konnten nicht alle KZ-Häftlinge vollständig
identifiziert werden. Ein Teil der KZ-Häftlinge wurde mittlerweile in die Heimatländer umgebettet.
Einer der beiden Gedenksteine erinnert an Franz Josef Beetz. F. J. Beetz kam über Amersfoort Mitte März 1945 in das KZ Neuengamme. Von dort brachte ihn die SS in das KZ-Auffanglager Sandbostel,
wo er seine Befreiung erlebte. Etwa eineinhalb Monate später starb er im Rotenburger Krankenhaus. Mittels einer DNA-Analyse konnte die Grablage von Frans Josef Beetz belegt werden.
Der zweite Gedenkstein erinnert an Jesús Santos Alonso. Er kämpfte zunächst im Spanischen Bürgerkrieg und flüchtete 1939 nach Frankreich. Dort arbeitete
er wie sein Bruder Miguel im Montfort-Zentrum als medizinisches Personal. Das Montfort-Zentrum hatte Verbindunden zu den Maquis. Im April 1944 verhaftete die
Gestapo Jesús Santos Alonso und seinen Bruder Miguel und brachten ihn in das KZ Neuengamme. Von dort kam Jesús Santos Alonso in das KZ-Auffanglager
Sandbostel. Nach seiner Befreiung starb er im Juni 1945 in Rotenburg im Hospital.
3.5.2024
Ambulance Wens Nederland erfüllt Sohn besonderen Wunsch
Heute war ein Krankenwagen der Stichting Ambulance Wens Nederland in Sandbostel unterwegs. "Ambulance Wens" (vergleichbar mit dem deutschen "Wünschewagen") erfüllt schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase besondere Wünsche.
Der Wunsch des 87-jährigen Willem van Driest aus Haarlem war es, noch einmal an das Grab seines gleichnamigen Vaters zurückzukehren. Er hatte seinen Vater zuletzt vor 80 Jahren gesehen, bevor er aus den Niederlanden nach Deutschland deportiert wurde. Es war nicht Willem van Driests erster Besuch in Sandbostel, aber vermutlich sein letzter. Deswegen haben er und seine Familie dem Vater auf dem ehemaligen Lagerfriedhof ein Denkmal gesetzt.
Vielen Dank an die Freiwilligen, die diesen Besuch ermöglicht haben, und vielen Dank, lieber Willem van Driest, dass wir Sie in Sandbostel begrüßen durften. Wir wünschen Ihnen alles Gute!
Die Geschichte von Willem van Driest (1906 - 1945):
Willem wurde im August 1944 gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Johan und drei weiteren Männern wegen "Arbeitsverweigerung" in Haarlem verhaftet. Zeitzeug*innen erinnerten sich später, dass sie ausländische Sender gehört haben sollen. Die Männer wurden in das Polizeiliche Durchgangslager Amersfoort eingewiesen und kurz darauf von dort in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert. Die SS setzte die van Driest-Brüder im KZ-Außenlager Husum-Schwesing zur Zwangsarbeit ein. Hier starb Johan im November 1944 mit nur 30 Jahren. Willem kam nach der Auflösung des Außenlagers im Dezember 1944 zurück nach Neuengamme. Im April 1945 verließ der sogenannte "Krankentransport" mit Willem und etwa 2000 weiteren Häftlingen das KZ Neuengamme, das vor der Ankunft der britischen Armee von der SS geräumt wurde. Der Zug irrte zehn Tage lang durch Norddeutschland, bevor er am 18. April den Bahnhof in Brillit erreichte. Bei der Ankunft war bereits die Hälfte der Menschen verstorben, unter ihnen Willem van Driest. In den 1950er Jahren wurden Willems Gebeine aus einem Massengrab in Brillit auf den ehemaligen Lagerfriedhof in Sandbostel umgebettet.
21.4.2024
Erfolgreicher ehrenamtlicher Arbeitstag
Zehn ehrenamtliche Helfer und eine Helferin kamen am Samstag den 20. April zusammen um in der Gedenkstätte einen Frühjahrsputz zu machen und alles für die Gedenkverantaltung am 29. April vorzubereiten. Darunter waren zwei Freiwillige, die erstmals in der Gedenkstätte waren und über einen Artikel in der örtlichen Zeitung auf den Arbeitstag aufmerksam wurden.
Wir haben an dem Tag einen Graben mit einem Erdkabel für den zweiten Teil der Rundwegbeleuchtung zugeschoben und planiert. In unserem großen Veranstaltungsraum wurde ein großer neuer Vorhang
aufgehängt und eine Leinwand für eine Videoprojektion bei der Gedenkveranstaltung aufgebaut. An der Zufahrt zur Gedenkstätte wurde ein komplett zusammengesackter und teils überwucherten
Maschendrahtzaun wieder aufgerichtet. Dazu mussten jede Menge neue Pfosten gesetzt.Mit dem Freischneider wurde das hochgewachsene Gras direkt am Mauerwerk des Haus Altenberg, der Lagerküche, der
CVJM-Baracke, der Latrine bei den Holzbaracken und der Steinbaracke w6 entfernt und in den Steinbaracken w3, w4 und w5 wurden die ganzen wieder hochgewucherten Weiden und vor allem auch die
Brombeeren zurückgeschnitten. Um die Holzbaracken herum wurden die teils abgefallene Fensterländen in die jeweiligen Baracken zur späteren Reparatur geräumt. Zum Abschluß haben wir dann noch
Tische und Stühle im den zum Seminarraum umgebauten ehemaligen Kinoanbau am Haus Altenberg gebracht.Die provisorische Inneneinrichtung für eine deutsch-polnische Jugendgruppe, die anläßlich des
79. Jahrestags der Befreiung in der Gedenkstätte sind, steht also.
Essen gab es wieder in ausreichender Menge vom Grünen Jäger. Wir möchten allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern danken, die uns so großartig unterstützt haben.
18.4.2024
Einweihung von Todesmarschstelen in Bremen-Blumenthal und Bremen-Farge am 13.04.2024
Am Samstag, den 13.4.24, kamen auf Einladung des Denkort Bunker Valentin und der Gedenkstätte Lager Sandbostel zahlreiche Personen in Bremen-Nord zusammen, um zwei weitere Todesmarschstelen an der Bahrsplate in Bremen-Blumenthal und am Bahnhof in Bremen-Farge einzuweihen. Ines Dirolf begrüßte die Gäste und ordnete die Stelen in den historischen Kontext der Todesmärsche ein. Thomas Backhaus vom Ortsamt Blumenthal verwies auf die Bedeutung der Stelen in der heutigen politischen Landschaft. Karsten Ellebrecht von der Internationalen Friedensschule des Gustav-Heinemann-Bürgerhauses Vegesack ging in seiner Rede auf die Geschichte der Häftlinge im KZ Bremen-Blumenthal ein. Besonders eindrücklich war die Rede von Kristof van Mierop, dem Enkel des ehemaligen KZ-Häftlings Roger Viyvey. Er beschrieb den Weg von Roger Vyvey vom Widerstand bis zu seiner Befreiung als KZ-Häftling in der Lübecker Bucht, welche Auswirkungen die KZ-Haft hatte und was die Memorierung für ihn als Enkel bedeutet.
An
der Stele am Bahnhof in Farge begrüßte der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Bremen Thomas Köcher die Gäste. Marcus Pfeiff vom Blumenthaler Beirat warnte dringlich vor dem
Erstarken der Rechten und erinnerte daran, wie wichtig Erinnerung und Gedenkstätten sind. Die Historikerin Lilja Girgensohn erklärte in ihrer Rede Farge als Drehscheibe der Todesmärsche und die
Rolle der Bevölkerung bei den Todesmärschen.
Wir danken allen Teilnehmenden der Einweihung und den Mitorganistor:innen dafür, dass nun zwei weitere Stelen der insgesamt 13 Stelen stehen.
10.4.2024
Ehrenamtlicher Arbeitstag in der Gedenkstätte am 20. April
Liebe Freundinnen und Freunde der Gedenkstätte,
hiermit lade ich euch namens der Gedenkstätte, des Gedenkstättenvereins und der Stiftung Lager Sandbostel herzlich zu einem ehrenamtlichen Arbeitstag nach Sandbostel ein.
Sehr gerne möchten wir mit euch gemeinsam am Samstag, den 20. April von 10:00 bis etwa 15:00 Uhr das Gelände und die Gebäude aufräumen, wenige Reparaturen durchführen und einen Frühjahrsputz
machen. Zudem gibt es einige Tätigkeiten zur Vorbereitung der Gedenkveranstaltung am 29. April. Es gibt mehrere Arbeitsbereiche, so das für jede und jeden etwas dabei ist.
Wenn ihr die Zeit habt uns zu unterstützen, schickt mir doch kurz eine E-Mail, damit ich Essen in ausreichender Menge bestellen kann. Und wenn ihr mir dann auch noch bevorzugte Arbeitsfelder
mitteilt, können wir den Arbeitstag im Vorfeld gut planen.
Mit vielem Dank im Voraus für eure Unterstützung verbleibe ich, Andreas Ehresmann (a.ehresmann [at] stiftung-lager-sandbostel.de)
9.4.2024
13.2.2024
Save the date - 29. April 2024
Gedenkveranstaltung zum 79. Jahrestag der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Stalag X B Sandbostel
Die Veranstaltung beginnt am Montag den 29. April 2024 um 16.00 Uhr auf dem ehemaligen Lagerfriedhof, der heutigen Kriegräberstätte Sandbostel (Beverner Str. in 27446 Sandbostel). Um 17.30 Uhr
wird die Veranstaltung in der ehemaligen Lagerküche in der Gedenkstätte fortgesetzt. Enden wird die Veranstaltung um 19.00 Uhr mit einem Gedenkgottesdienst in der Lagerkirche.
Wir möchten Sie herzlich einladen an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Das genaue Programm wird noch gesondert bekannt gegeben.
Bildbeschriftung: links: befreite britische Soldaten aus London, Schottland und Wales, Foto: Sergant Chitham, 30.
April 1945; rechts: Leutnant Gortschitschnikov spricht zu befreiten sowjetischen Soldaten, Foto: Sergant Chitham, 30. April 1945
Pädagogisch-wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in
in der Gedenkstätte Lager
Sandbostel
zum 01.03.2024 gesucht!
Die Gedenkstätte Lager Sandbostel sucht zum 1. März 2024 zunächst befristet auf ein Jahr (bis zum 28. Februar 2025) eine pädagogisch-wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in in
Vollzeit. Die Verstetigung der Stelle ist vorgesehen.
Das Angebot richtet sich an Interessent*innen mit abgeschlossenem Studium im Bereich Neueste Geschichte/Politisch-Historische Studien/Kunst-/Zeitgeschichte.
Alle weiteren Informationen zur Stelle und zur Bewerbung finden Sie hier:
27.1.2024
Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Erstmals beteiligte sich die Gedenkstätte Lager Sandbostel mit einer Gedenkveranstaltung an dem 1986 in Deutschland zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ und seit 2006 von den Vereinten Nationen zum "Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" erklärten Tag.
Alle Fotos: Carsten Karstensen
In seiner Begrüßung erläuterte Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann die Hintergründe des als Gedenktag gewählten 27. Januar. Der 27. Januar ist das Datum, an dem Einheiten der sowjetischen Armee den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagerkomplex Auschwitz im polnischen Oświęcim befreiten. Ehresmann erläuterte aber auch, dass mit der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 das Leiden der KZ-Häftlinge noch nicht vorbei war. Es begann die Phase der Todesmärsche, oftmals euphemistisch als "Evakuierungsmärsche" bezeichnet. Zehntausende Menschen fielen den Verbrechen in dieser Endphase des "Dritten Reichs" zum Opfer. Wie die zwei KZ-Häftlinge, die auf dem Todesmarsch von Bremen-Farge nach Sandbostel ermordet wurden und am frühen Nachmittag auf dem Friedhof Volkmarst beigesetzt wurden (siehe auch den folgenden Beitrag).
Ehresmann betonte, dass gerade in den heutigen Zeiten, in denen viele der bisher als sicher geglaubten Gewissheiten in Frage gestellt werden und eine Verschiebung des gesellschaftlichen Konsenses nach rechts zu konstatieren ist, es wichtig, auch mit und bei solchen Gedenkveranstaltungen ein deutliches Zeichen zu setzten. Mit den hohen Zustimmungsraten von teilweise über 30% für die zumindest in großen Teilen extrem rechte Partei AfD, deren Repräsentanten sich nicht scheuen bei einem Treffen mit Neonazis und Wirtschaftsvertretern über die millionenfache Deportation von Menschen mit ausländischer Herkunft zu phantasieren und mit dem, in Folge des barbarischen Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober des letzten Jahres, nochmal deutlich gestiegenen Antisemitismus sei eine zutiefst verunsichernde und gefährliche Dynamik im Gange, führte Ehresmann weiter aus. Zudem haben auch die verbalen und tätlichen Angriffe gegen Gedenkstätten und Erinnerungsorte in den letzten Jahren stetig zugenommen.
Der Landtagsabgeordnete Dr. Marco Mohrmann überbrachte stellvertretend für den erkrankten Landrat, Marco Prietz, die Grüße des Landkreis. Auch in seiner Rede betonte Marco Mohrmann die angespannte gesellschaftliche Situation mit einem zunehmenden Rechtspopulismus. Dr. Mohrmann betonte, dass der Faschismus keine Meinung ist, sondern direkt in das Verbrechen führt. Abschließend zitierte Marco Mohrmann aus dem Epilog des Theaterstücks „Der Aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ von Bertolt Brecht: "Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem es kroch".
Abschließend fand eine Friedensandacht der St. Lamberti Kirchengemeinde Selsingen statt, die von Pastor Manfred Thoden geleitet wurde. Unterstützt wurde er von dem Friedenspädagogen an der Gedenkstätte Michael Freitag-Parey und der wunderbaren "gut:jetzt"-Band um Janne Meyer (Gesang) und Maik Müller (Gitarre).
Nach der Gedenkveranstaltung wurden die historischen Gebäude in der Gedenkstätte in Regenbogenfarben illuminiert. Damit sollte ein Zeichen gegen das Vergessen der Verbrechen des
Nationalsozialismus gesetzt werden. Zugleich sollte dies aber auch als ein weithin sichtbares Zeichen gegen den stark zunehmenden Antisemitismus in Deutschland sowie jegliche andere Form von
gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sein.
Die Gedenkstätte und alle ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen, so erläuterte Andreas Ehresmann, setzen sich für Gleichberechtigung, Vielfalt, Toleranz und Inklusion ein.
Alle Fotos: Carsten Karstensen
27.1.2024
Würdige Beisetzung zweier KZ-Häftlinge in Volkmarst
Mit seinem Dank an die Bewohner:innen des Dorfes Volkmarst beendete Johann Dücker seine kurze Ansprache am Ende der Beisetzung der Gebeine zweier KZ-Häftlinge. Johann Dücker wurde als Kind Zeuge der Erschießung der KZ-Häftlinge, die sich auf einem Todesmarsch aus Bremen-Farge in den KZ-Bereich des Stalag X B Sandbostel befanden. Nun dankte er der Gemeinde Volkmarst, dass die KZ-Häftlinge - seine "Jungs" wie Dücker sie nennt - endlich auf dem Gemeindefriedhof in würdigen Gräbern beigesetzt werden konnten. Mit etwa 100 Teilnehmer:innen, überwiegend aus der Region, war die Veranstaltung sehr gut besucht. Der Friedenspädagoge an der Gedenkstätte Lager Sandbostel, Michael Freitag-Parey und Pastorin Esther Ockuhn betonten in ihren Trauerreden, dass wir heute nichts über die Herkunft oder Religion der beiden Menschen wissen, die beigesetzt werden und dass wir auch nicht wissen, ob es noch Angehörige gibt, die heute noch an die beiden denken und um sie trauern. Daher ist es aber umso wichtiger, dass die beiden endlich ein würdiges Grab bekommen haben und wir an sie denken. Beigesetzt wurden die Särge von Joachim Kozlowski vom Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge, der die Gebeine auch gefunden und exhumiert hatte.
Neben der örtlichen Presse waren gleich zwei Kamerateams des NDR vor Ort. Das Bremer Format "buten&binnen" plant eine längere Sendung, die im Sommer ausgestrahlt wird und "Hallo Niedersachsen" berichtete während einer Livesendung aus der Gedenkstätte am Abend über die Beisetzung.
Ganz bewußt wurde für die Beisetzung der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ gewählt.
Im April 1945 musste Johann Dücker als neunjähriger Junge beobachten, wie zwei KZ-Häftlinge, die auf einem der Todesmärsche in Richtung des Kriegsgefangenenlagers Sandbostel unterwegs waren, nach einem Fluchtversuch erbarmungslos erschossen wurden und am Rande des elterlichen Hofes am Feldrand verscharrt wurden. Johann Dücker suchte jahrzehntelang nach den Gräbern. 2007 hatte Johann Dücker in der Nähe des Ortes, wo die beiden KZ-Häftlinge ermordet wurden, einen Gedenkstein für sie aufstellen lassen. Es war bis vor kurzem das einzige Denkmal auf dem Weg des Todesmarsches von Bremen-Farge nach Sandbostel. Im Sommer des vergangenen Jahres konnten die beiden Grablagen nun mit Hilfe des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge nach fast 79 Jahren gefunden und exhumiert werden. Eine forensische Untersuchung ergab, dass einer der beiden sehr jung, zwischen 16 und 20 Jahre alt und der andere älter als 20 war.
„Citizen Science und Dark Heritage. Die materielle Kultur der archäologischen Ausgrabungen im Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel“ hat begonnen
Im Oktober 2023 hat das vom Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Hamburg initiierte Projekt „Citizen Science und Dark Heritage. Die materielle Kultur der archäologischen Ausgrabungen im Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel“ begonnen. In Kooperation mit der Gedenkstätte Lager Sandbostel und der Kreisarchäologie Rotenburg/Wümme werden in dem Projekt die zahlreichen Funde aus Grabungen und Metalldetektorsondierungen am historischen Ort des Stalag X B und um zu aufgearbeitet und verwahrt.
Die Projektmitarbeiter:innen verzeichnen und erfassen die Fundstücke in einer digitalen Datenbank, die nach Abschluss des Projektes online geht. Für die Verzeichnung der Objekte in der Gedenkstätte Lager Sandbostel konnten wir die Werkstudentin Lena Ammen gewinnen. Neben den Aufnahmen in die Datenbank bildet Lena Ammen im kommenden halben Jahr Ehrenamtliche aus, um als Citizen Scientists selbst Fundstücke wissenschaftlich zu erfassen. Angedacht sind außerdem Projekte mit Schulklassen, in denen sich Schüler:innen als Citizen Scientists mit den Objekte befassen.
Damit vermittelt das Projekt die Geschichte der „dark heritage“ in Form von materiellen Hinterlassenschaften der mehreren Tausend Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge des Kriegsgefangenenlagers. Durch die museale und digitale Präsentation in einer online recherchierbaren Datenbank werden die Funde einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.