Neuigkeiten 2025


06.02.2025

Projekt "Gedenksteine - Erinnern, das verbindet" (Memorial Stones - Remembering that connects)"

Das Projekt "Gedenksteine - Erinnern, das verbindet" (Memorial Stones - Remembering that connects) richtet sich an alle, die nicht persönlich an der Gedenkveranstaltung am 29. April 2025 in Sandbostel teilnehmen können.
Für das Projekt werden Gedenksteine von Jugendlichen mit den Namen der Person erstellt, an die Sie erinnern möchten. Stellvertretend für Sie, werden wir diese gemeinsam mit jungen Freiwilligen am 80. Jahrestag auf dem Gedenkstättengelände verlegen.
Die Teilnehmenden erhalten im Anschluss an das Projekt ein Bild des Moments der Verlegung sowie ein Bild des Steins.

 

Wenn Sie an einer Teilnahme interessiert sind, kontaktieren Sie uns noch bis zum 15.03.2025 bitte hierüber: memorialstones(at)stiftung-lager-sandbostel.de.
Schicken Sie uns Ihren Namen, den Namen der Person, an die erinnert werden soll und alle zusätzlichen für Sie wichtigen Informationen. Fragen zu dem Projekt können Sie uns ebenfalls über diese Mail zusenden.


29.1.2025

Würdige Gedenkveranstaltung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Etwa 60 Personen nahmen an der eindrucksvollen dreigeteilten Veranstaltung anlässlich des 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz und des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus teil.

Foto: T.Schmidt, 27.1.2025
Foto: T.Schmidt, 27.1.2025

Auf dem Lagerfriedhof des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers erläuterte zunächst die stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Lager Sandbostel, Ines Dirolf, den historischen Hintergrund des Friedhofes und zeigte die Ungleichbehandlung der Kriegsgefangenen auf, die bis in den Tod reichte: Auf der einen Seite die mit einer gewissen Würde in Einzelgräbern bestatteten Kriegsgefangenen verschiedener Nationen und auf der anderen Seite die sowjetischen Kriegsgefangenen die pietätlos in Massengräbern verscharrt wurden.

Foto: T. Schmidt, 27.1.2025
Foto: T. Schmidt, 27.1.2025

Nach der Befreiung wurde der Lagerfriedhof mehrfach umgestaltet und dabei auch oberirdisch verändert. Bei aktuellen Sanierungsarbeiten an oberirdischen Grabbegrenzungen wurden direkt unter einem Fundament die Gebeine eines mutmaßlich sowjetischen Kriegsgefangenen gefunden und exhumiert. Nachdem dieser Teil des Friedhofes fertig gestellt ist, wurden nun am 27. Januar die Gebeine des unbekannten sowjetischen Soldaten in das Massengrab hinzugebettet. Stellvertretend für alle in dem Massengrab ruhenden Rotarmisten wird die Grablege mit einer Informationstafel gekennzeichnet. Die Selsinger Pastorin, Petra Lemmel, von der St. Liborius-Kirchengemeinde begleitete die Einbettung und leitete durch die religiöse Zeremonie. Musikalisch begleitete Holger Hartmann die Einbettung mit der Trompete.

Fotos: A. Ehresmann und T.Schmidt, 27.1.2025

Foto: T. Schmidt,27.1.2025
Foto: T. Schmidt,27.1.2025

Die zentrale Gedenkveranstaltung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus fand in der Gedenkstätte Lager Sandbostel statt.
In seiner Begrüßung erläuterte der Leiter der Gedenkstätte, Andreas Ehresmann, dass sich das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz nach der Befreiung durch Einheiten der sowjetischen Armee am 27. Januar 1945 erinnerungskulturell zu dem herausragenden Symbol der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik und zum Ort und Symbol des absoluten Tiefpunktes deutscher Geschichte entwickelte. Der 27. Januar, so führte Ehresmann weiter aus, wird als Gedenktag zunehmend wichtiger, denn entgegen den lang gehegten vermeintlichen Gewissheiten, scheint es so, dass wir – als Gesamtheit – nichts aus der deutschen Geschichte gelernt haben und es immer mehr Menschen gibt, die in Krisen – die es ohne Zweifel gibt – auch in unserer als so stabil gedachten Demokratie, vermeintlich einfachen Lösungen u.a. der AfD folgen wollen. Eine Gefahr, die Ehresmann sieht, ist, dass sich die Menschen in Deutschland schnell an die kontinuierliche Diskursverschiebung nach rechts gewöhnen und jede neue wohldosierte Steigerung oder verklausulierte rechte Volte stoisch ertragen.

Abschließend forderte der Gedenkstättenleiter, Gedenkstätten als wichtige außerschulische Lern- und Forschungsorte in ihrer Funktion ernst zu nehmen: als Orte der Bildung, des Austausches, des Aushandelns und der Demokratiebildung. Und Erinnerungskultur braucht Räume, um ins Gespräch zu kommen, um Nachdenken zu können und um Fragen stellen zu können. Dazu müssen Gedenkstätten, so der abschließende Appell Ehresmanns an Bund, Land und Kommunen, auch bei engen Haushalten, auf Dauer personell, räumlich und finanziell auskömmlich gesichert sein.

Foto: A. Ehresmann, 27.1.2025
Foto: A. Ehresmann, 27.1.2025

Der Landrat Marco Prietz griff in seiner Rede die Gefahren, die in dem zunehmenden Unwissen über den Holocaust und die Shoah liegen, auf und betonte, dass es wichtig sei, das Wissen um die Verbrechen des Nationalsozialismus zu bewahren. Je weniger Zeitzeugen es noch gibt, die von den Verbrechen des Nationalsozialismus erzählen können, desto wichtiger sind authentische Orte wie die Gedenkstätte Lager Sandbostel. Zudem warnte der Landrat vor den Gefahren, die er in der schnellen Entwicklung der sozialen Medien sieht, in denen gerade junge Menschen nicht mehr zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden können. Es sei aber wichtig, dass Menschen auch komplexe und differenzierte Informationen verstehen, um sich ein fundiertes eigens Urteil bilden zu können. Vor diesem Hintergrund, so Marco Prietz, ist politische Bildungsarbeit und die Gedenkstättenarbeit nicht hoch genug einzuschätzen.

Abschließend wurden in der Gedenkstätte die historischen Unterkunftsbaracken und zahlreiche weitere Gebäude mehrfarbig in Regenbogenfarben beleuchtet. Damit wurde ein weithin sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus gesetzt. Solche Einstellungen dürfen in der Gesellschaft keinen Platz haben. Die Gedenkstätte setzt sich für Frieden, Freiheit, Toleranz, Gleichberechtigung und Inklusion und gegen jegliche Menschenfeindlichkeit ein.

Fotos: Carsten Karstensen