14.04.2025
“steps to remember“
Gedenkmarsch vom Denkort Bunker Valentin zur Gedenkstätte Lager Sandbostel, 23. – 27. April 2025
Kurz vor Kriegsende wurden KZ-Häftling aus Außenlagern des KZ Neuengammes im Wilhelmshavener und Bremer Raum auf einen Todesmarsch in das Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel geschickt. 1985 gab es anlässlich des 40. Jahrestag einen ersten Gedenkmarsch, 2025 wird dieser anlässlich des 80. Jahrestags wiederholt. Siehe hierzu: https://geschichte-erlaufen.de/
Ablauf:
23. April 2025, 18.30 Uhr, Auftaktveranstaltung im Ludwig-Baumann-Saal des Gustav-Heinemann-Bürgerhaus, Vegesack
24. April 2025, 9:00 Uhr, Treffen Denkort Bunker Valentin, 10.00 Uhr, Marsch nach Hagen im Bremischen; 20.00 Uhr, Vortrag Prof. Dr. Jochen Oltmer (Universität
Osnabrück): "Gewaltbedingte Migration - Was ist das?"
25. April 2025, 10.00 Uhr Marsch nach Beverstedt; 18.00 Uhr, Lesung zu Julius Brumsack; 19.00 Uhr, Konzert mit den Bands Meilentaucher (Eystrup) und Someday Jacob
(Bremen)
26. April 2025, 10.00 Uhr, Marsch nach Oerel; 19.00 Uhr, Szenische Lesung mit Musik vom Chor belCanto und den Musikerinnen Jaqueline Parada & Birgit Lackner mit
„Musik aus dem Gefangenenlager“
27. April 2025, 9.00 Uhr, Marsch nach Sandbostel
Seit 2022 wurden von der Gedenkstätte Lager Sandbostel zehn Betonstelen zur Erinnerung des Todesmarsches von KZ-Häftlingen von Bremen-Farge nach Sandbostel entlang der damaligen Route
aufgestellt. Im Rahmen des Gedenkmarsches „steps to remember“ werden die verbliebenen drei Stelen aufgestellt.
26. April 2025, 11:45 Uhr, Friedhof Volkmarst (Begrüßung: Thomas Busch, Bürgermeister Volkmarst, Rede: Michael Freitag-Parey, Gedenkstätte Lager Sandbostel); 15:00 Uhr,
Bahnhof Barchel (Rede:Ines Dirolf, Gedenkstätte Lager Sandbostel)
27. April 2025, 10:00 Uhr Friedhof Oerel-Glinde (Rede: Dr. Lars Hellwinkel (Gedenkstätte Lager Sandbostel))
Im Rahmen des Gedenkmarsches werden auf Initiative der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB) am Bahnhof Bremervörde zusätzlich zu der bereits vorhandenen Gedenkstele eine Gedenktafel
in Erinnerung an die KZ-Häftlinge des Todesmarsches Bremen-Farge nach Sandbostel eingeweiht.
27. April 2025, 11.00 Uhr, Bahnhof Bremervörde (Grußwort: Günther Justen-Stahl, Stiftung Lager Sandbostel, Rede: Christoph Nagel, Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe
Elbe-Weser (EVB)
14.04.2025
Stolpersteinverlegungen in Hamburg und Groningen am 12.04.25
Etwa 60 Personen waren bei Einweihung der Stolperschwelle anwesend, auch der Initiator der Schwelle Ingo Wille (gemeinsam mit Holger Artus). Mit Reden von Christian Römmer (Stiftung Hamburger Gedenkstätten), Ralf Neubauer (Bezirksamtleiter), Heike Lattekamp (stellv. Landesleiter ver.di HH) und Jan Krüger wurde Schwelle eingeweiht. Die Hamburger Stadtreinigung übernimmt die Patenschaft für die Stolperschwelle.
Einer der KZ-Häftlinge im Hamburger Außenlager Spaldingstraße war Johann Geubels aus Groningen. Als Mitglied der Widerstandsgruppe De Groot wurde er im Februar 1945 verhaftet und über das KZ Neuengamme in das Lager in der Spaldingstraße verschleppt. Mitte April brachte ihn die SS auf einen Todesmarsch nach Sandbostel in das KZ-Auffanglager. Dort erlebte er noch die Befreiung des Lagers am 29.04.45 vor bald 80 Jahren, verstarb allerdings einen Montag später im Alter von 34 Jahren an den Folgen der KZ-Haft. Seit vergangenen Samstag erinnert nun ein Stoplerstein in Groningen an Johann Geubels. Über 70 Gäste waren bei der Einweihung anwesend, darunter alleine 20 Familienmitglieder der Familie Geubels.
Wir freuen uns sehr, dass nun an beiden Orten an die KZ-Häflinge erinnert wird und
danken Ingo Wille und Holger Artus für ihre Initiative.
14.04.2025
Wir bleiben über Ostern zu!
(18. bis 21.04.25)
Gemeinsam erinnern. Erzählcafé in der Gedenkstätte Lager Sandbostel am 29.4.2025
20.3.2025
Einladung zu den Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag der Befreiung des Stalag X B
29. April 1945 – 29. April 2025
80. Jahrestag der Befreiung des Stalag X B Sandbostel
Einladung zu den Gedenkveranstaltungen
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freund*innen, liebe Lesende,
am Nachmittag des 29. April 1945 wurden die rund 14.000 Kriegsgefangene und 7.000 KZ-Häftlinge im Kriegsgefangenenlager X B Sandbostel von britischen Truppen befreit. Aus den Berichten und
Überlieferungen der britischen Soldaten wissen wir um die infernalischen, grauenhaften Zustände auf die sie trafen – vor allem in dem Lagerteil, in dem kurz vor Kriegsende noch 9.500 KZ-Häftling
untergebracht wurden. Die Erinnerung an diese Befreiung wird von den Angehörigen der damals inhaftierten Menschen in zahlreichen Ländern Europas bis heute lebendig gehalten. Viele von ihnen
werden auch in diesem Jahr an der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung teilnehmen.
Orte wie das Lager Sandbostel und seine Geschichten zeigen uns, wohin völkischer Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus und jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit führen können.
Uns ist es daher wichtig, gemeinsam und solidarisch für unser demokratisches Gemeinwesen sowie für eine offene und kritische Erinnerungskultur einzutreten.
Wir leben in außergewöhnlichen Zeiten. In Europa führt Russland bereits seit drei Jahren einen umfassenden Angriffskrieg gegen die Ukraine. In zahlreichen Ländern, einschließlich Deutschland,
gewinnen rechtspopulistische Bewegungen an Einfluss und sind teilweise bereits in Regierungen vertreten. Gewissheiten, die wir für sicher hielten, werden zunehmend unter anderem auch von
traditionell verbündeten Staaten in Frage gestellt. Vergleiche mit dem Nationalsozialismus, so absurd sie auch erscheinen mögen, werden herangezogen, um die Verbrechen zu relativieren.
Geschichtsrevisionismus, Elemente rechter Verschwörungstheorien und antisemitische Stereotype finden bis in bürgerliche Kreise Zustimmung und Rechtfertigung. Diese Phänomene sind aber keine
bloßen „Versehen“ oder „Proteste“, sondern folgen klar erkennbaren neurechten Strategien, denen sich eine demokratische Zivilgesellschaft dauerhaft entgegenstellen muss. Gedenkstätten spielen
dabei eine wichtige Rolle, bei Besucherinnen und Besuchern ein kritisch-reflexives Geschichtsbewusstsein zu fördern und im Austausch zu stärken.
Im Namen unserer haupt- und ehrenamtlichen Kolleg*innen lade ich Sie herzlich ein, mit uns im gesamten April mit verschiedenen Veranstaltungen den 80. Jahrestag der Befreiung zu begehen. Ich
würde mich freuen, wenn ich Sie bei der Gedenkveranstaltung am 29. April oder der einen oder anderen Veranstaltung im Begleitprogramm begrüßen darf.
Andreas Ehresmann
Leiter
Gesamtprogramm
3. April 2025, 18.00 Uhr, Kinosaal, Gedenkstätte Lager Sandbostel
Neue Erkenntnisse zum Räumungsmarsch des AEL Farge
Vortrag von Dr. Lars Hellwinkel (Gedenkstätte Lager / Athenaeum Stade)
Am 7. April 1945 begann die Gestapo Bremen mit der Räumung des Arbeitserziehungslagers (AEL) Farge. Neben dem Todesmarsch der Häftlinge des KZ Neuengammes vom Außenlager Farge in Richtung
Bremervörde ist die Geschichte der Marschgruppe der Gestapo-Häftlinge im Elbe-Weser-Raum deutlich weniger bekannt. Im Vortrag soll der Verlauf des Marsches anhand ausgewählter Dokumente und des
Schicksals eines zwischen Breddorf und Rhadereistedt erschossenen sowjetischen Gestapo-Häftlings rekonstruiert werden.
13. April 2025, 18.00 Uhr, ehemalige Lagerküche, Gedenkstätte Lager Sandbostel, Eintritt 10,- Euro (nur Abendkasse)
Konzert des Robin Chapel Chor (Edinburgh, Großbritannien) mit englischen und deutschen Liedern
Die interkonfessionelle Robin Chapel wurde zum Gedenken an Lieutenant Robin Tudsbery gebaut, der am 30. April 1945 kurz vor dem Ende des Krieges gemeinsam mit zwei Kameraden in Kutenholz (LK
Stade) starb, als ihr Panzerspähwagen über eine Mine fuhr. Die Eltern errichteten ihm zu Ehren im heimischen Edinburgh die Robin Chapel. Robin Tudsbery diente während des 2. Weltkrieges eine Zeit
lang als Leibwächter der britischen Königsfamilie. Die Verbindung zum Königshaus hält bis heute und der Robin Chapel Choir sang auch während der Krönungsfeierlichkeiten für König Charles.
Begrüßung: Andreas Ehresmann (Gedenkstätte Lager Sandbostel)
Einführung: Debbie Bülau (Gedenkstätte Lager Sandbostel)
Musik: Robin Chapel Chor, Edinburgh
23. – 27. April 2025
“steps to remember“. Gedenkmarsch vom Denkort Bunker Valentin zur Gedenkstätte Lager Sandbostel
Kurz vor Kriegsende wurden KZ-Häftling aus Außenlagern des KZ Neuengammes im Wilhelmshavener und Bremer Raum auf einen Todesmarsch in das Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel geschickt.
1985 gab es anlässlich des 40. Jahrestag einen ersten Gedenkmarsch, 2025 wird dieser anlässlich des 80. Jahrestags wiederholt. Siehe hierzu: https://geschichte-erlaufen.de/
Ablauf:
23. April, 18.30 Uhr, Auftaktveranstaltung im Ludwig-Baumann-Saal des Gustav-Heinemann-Bürgerhaus, Vegesack
24. April 2025, 9:00 Uhr, Treffen Denkort Bunker Valentin, 10.00 Uhr, Marsch nach Hagen im Bremischen; 20.00 Uhr, Vortrag Prof. Dr. Jochen Oltmer (Universität Osnabrück): "Gewaltbedingte
Migration - Was ist das?"
25. April 2025, 10.00 Uhr Marsch nach Beverstedt; 18.00 Uhr, Lesung zu Julius Brumsack; 19.00 Uhr, Konzert mit den Bands Meilentaucher (Eystrup) und Someday Jacob (Bremen)
26. April 2025, 10.00 Uhr, Marsch nach Oerel; 19.00 Uhr, Szenische Lesung mit Musik vom Chor belCanto und den Musikerinnen Jaqueline Parada & Birgit Lackner mit „Musik aus dem
Gefangenenlager“
27. April 2025, 9.00 Uhr, Marsch nach Sandbostel
26. und 27. April 2025
Einweihung von drei Stelen zum Gedenken an den Todesmarsch in das Stalag X B Sandbostel
Seit 2022 wurden von der Gedenkstätte Lager Sandbostel 10 Betonstelen zur Erinnerung des Todesmarsches von KZ-Häftlingen von Bremen-Farge nach Sandbostel entlang der damaligen Route aufgestellt.
Im Rahmen des Gedenkmarsches „steps to remember“ werden die verbliebenen drei Stelen aufgestellt.
26. April 2025, Friedhof Volkmarst; Bahnhof Barchel (Reden: Michael Freitag-Parey, Ines Dirolf (beide Gedenkstätte Lager Sandbostel))
27. April 2025 Friedhof Oerel-Glinde (Rede: Dr. Lars Hellwinkel (Gedenkstätte Lager Sandbostel)
27. April 2025, 11.00 Uhr, Bahnhof Bremervörde
Einweihung einer Informationstafel am Bahnhof Bremervörde zum Gedenken an den Todesmarsch in das Stalag X B Sandbostel
Grußwort: Günther Justen-Stahl, Stiftung Lager Sandbostel
Rede: Christoph Nagel, Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB)
27. April 2025, 15.00 Uhr, ehemalige Lagerküche, Gedenkstätte Lager Sandbostel
Abschlussveranstaltung des Gedenkmarsches „steps to remember“
Begrüßung: Andreas Ehresmann (Gedenkstätte Lager Sandbostel)
Reden: Christoph Schröder (Berufsbildende Schulen Osterholz-Scharmbeck)
Polizeidirektorin Antje Schlichtmann (Leiterin PI
Osterholz-Scharmbeck)
Daniela Behrens (Ministerin für Inneres und Sport)
Dr. Dirk Götting (Polizeiakademie Niedersachen)
Teilnehmer*innen des Gedenkmarsches
Moderation: Sara Mehnen
Musik: Holzbläserensemble des Polizeiorchesters Niedersachsen
29. April 2025, 14.00 Uhr, Gedenkstätte Lager Sandbostel, Treffpunkt Foyer im Hauptausstellungsgebäude
Öffentliche Kurzrundgänge (auf Deutsch, Französisch und Englisch)
Kurze Einführung in die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Stalag X B Sandbostel. Besuch der Historischen Unterkunftsbaracken.
Die Teilnahme ist kostenlos. Es ist keine Anmeldung notwendig.
29. April 2025, 14.00 – 16.00 Uhr, Gedenkstätte Lager Sandbostel, Seminarraum „Kino“
Erzählcafé „Gemeinsam erinnern“ – Gesprächsrunde für junge Leute aus der Region, mit Menschen, deren Familienmitglieder in der Zeit des Nationalsozialismus im Konzentrationslager oder im
Kriegsgefangenenlager gefangen gewesen sind. Sowie jemandem, der dabei geholfen hat, das Wissen über diesen Ort am Leben zu halten und die Gedenkstätte zu gründen.
In offener und respektvoller Runde wollen wir zusammen über Geschichte, Gegenwart und Zukunft sprechen: Wurde in eurer Familie über die NS-Zeit gesprochen? Wann hast du erfahren, was mit deinem
Vater passiert ist? Warum sind Gedenkstätten wichtig? Wieso haben Sie sich für die Erinnerung an diesen Ort eingesetzt? Die Veranstaltung ist besonders für junge Leute aus der Region gedacht. Ihr
könnt zuhören aber auch eure eigenen Fragen einbringen und dabei mit unseren Gästen ins Gespräch kommen. Anmeldung bis zum 23. April: m.kelzenberg@stiftung-lager-sandbostel.de)
Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestag der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Stalag X B Sandbostel
29. April 2025, 17.00 Uhr, Lagerfriedhof Sandbostel
Begrüßung: Günther Justen-Stahl (Stiftung Lager Sandbostel)
Reden: Falko Mohrs, Minister für Wissenschaft und Kultur, Hannover
Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy (Ev.-luth. Landeskirche
Hannovers)
Gedenken: Kranzniederlegung
29. April 2025, 18.00 Uhr, ehemalige Lagerküche, Gedenkstätte Lager Sandbostel
Begrüßung: Andreas Ehresmann (Gedenkstätte Lager Sandbostel)
Reden: S.E. Andrew Mitchell CMG (Berlin), Botschafter des Vereinigten Königreichs Großbritannien und
Nordirland
Ilana McCorquodale (Sydney Jewish Museum, Australien), Tochter des
als jüdischer Tscheche
verfolgten M. Engelman
Pavel Denisjuk (Dubai/Russland), Sohn eines sowjetischen
Kriegsgefangenen
Gedenken: Kranzniederlegung
06.02.2025
Projekt "Gedenksteine - Erinnern, das verbindet" (Memorial Stones - Remembering that connects)"
Das Projekt "Gedenksteine - Erinnern, das verbindet" (Memorial Stones - Remembering that connects) richtet sich an alle, die nicht persönlich an der Gedenkveranstaltung am 29. April 2025 in
Sandbostel teilnehmen können.
Für das Projekt werden Gedenksteine von Jugendlichen mit den Namen der Person erstellt, an die Sie erinnern möchten. Stellvertretend für Sie, werden wir diese gemeinsam mit jungen Freiwilligen am
80. Jahrestag auf dem Gedenkstättengelände verlegen.
Die Teilnehmenden erhalten im Anschluss an das Projekt ein Bild des Moments der Verlegung sowie ein Bild des Steins.
Wenn Sie an einer Teilnahme interessiert sind, kontaktieren Sie uns noch bis zum 15.03.2025 bitte hierüber: memorialstones(at)stiftung-lager-sandbostel.de.
Schicken Sie uns Ihren Namen, den Namen der Person, an die erinnert werden soll und alle zusätzlichen für Sie wichtigen Informationen. Fragen zu dem Projekt können Sie uns ebenfalls über diese
Mail zusenden.
29.1.2025
Würdige Gedenkveranstaltung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Etwa 60 Personen nahmen an der eindrucksvollen dreigeteilten Veranstaltung anlässlich des 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz und des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus teil.
Auf dem Lagerfriedhof des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers erläuterte zunächst die stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Lager Sandbostel, Ines Dirolf, den historischen Hintergrund des Friedhofes und zeigte die Ungleichbehandlung der Kriegsgefangenen auf, die bis in den Tod reichte: Auf der einen Seite die mit einer gewissen Würde in Einzelgräbern bestatteten Kriegsgefangenen verschiedener Nationen und auf der anderen Seite die sowjetischen Kriegsgefangenen die pietätlos in Massengräbern verscharrt wurden.
Nach der Befreiung wurde der Lagerfriedhof mehrfach umgestaltet und dabei auch oberirdisch verändert. Bei aktuellen Sanierungsarbeiten an oberirdischen Grabbegrenzungen wurden direkt unter einem Fundament die Gebeine eines mutmaßlich sowjetischen Kriegsgefangenen gefunden und exhumiert. Nachdem dieser Teil des Friedhofes fertig gestellt ist, wurden nun am 27. Januar die Gebeine des unbekannten sowjetischen Soldaten in das Massengrab hinzugebettet. Stellvertretend für alle in dem Massengrab ruhenden Rotarmisten wird die Grablege mit einer Informationstafel gekennzeichnet. Die Selsinger Pastorin, Petra Lemmel, von der St. Liborius-Kirchengemeinde begleitete die Einbettung und leitete durch die religiöse Zeremonie. Musikalisch begleitete Holger Hartmann die Einbettung mit der Trompete.
Fotos: A. Ehresmann und T.Schmidt, 27.1.2025
Die zentrale Gedenkveranstaltung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus fand in der Gedenkstätte Lager Sandbostel statt.
In seiner Begrüßung erläuterte der Leiter der Gedenkstätte, Andreas Ehresmann, dass sich das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz nach der Befreiung durch Einheiten der
sowjetischen Armee am 27. Januar 1945 erinnerungskulturell zu dem herausragenden Symbol der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik und zum Ort und Symbol des absoluten Tiefpunktes deutscher
Geschichte entwickelte. Der 27. Januar, so führte Ehresmann weiter aus, wird als Gedenktag zunehmend wichtiger, denn entgegen den lang gehegten vermeintlichen Gewissheiten, scheint es so, dass
wir – als Gesamtheit – nichts aus der deutschen Geschichte gelernt haben und es immer mehr Menschen gibt, die in Krisen – die es ohne Zweifel gibt – auch in unserer als so stabil gedachten
Demokratie, vermeintlich einfachen Lösungen u.a. der AfD folgen wollen. Eine Gefahr, die Ehresmann sieht, ist, dass sich die Menschen in Deutschland schnell an die kontinuierliche
Diskursverschiebung nach rechts gewöhnen und jede neue wohldosierte Steigerung oder verklausulierte rechte Volte stoisch ertragen.
Abschließend forderte der Gedenkstättenleiter, Gedenkstätten als wichtige außerschulische Lern- und Forschungsorte in ihrer Funktion ernst zu nehmen: als Orte der Bildung, des Austausches, des Aushandelns und der Demokratiebildung. Und Erinnerungskultur braucht Räume, um ins Gespräch zu kommen, um Nachdenken zu können und um Fragen stellen zu können. Dazu müssen Gedenkstätten, so der abschließende Appell Ehresmanns an Bund, Land und Kommunen, auch bei engen Haushalten, auf Dauer personell, räumlich und finanziell auskömmlich gesichert sein.
Der Landrat Marco Prietz griff in seiner Rede die Gefahren, die in dem zunehmenden Unwissen über den Holocaust und die Shoah liegen, auf und betonte, dass es wichtig sei, das Wissen um die Verbrechen des Nationalsozialismus zu bewahren. Je weniger Zeitzeugen es noch gibt, die von den Verbrechen des Nationalsozialismus erzählen können, desto wichtiger sind authentische Orte wie die Gedenkstätte Lager Sandbostel. Zudem warnte der Landrat vor den Gefahren, die er in der schnellen Entwicklung der sozialen Medien sieht, in denen gerade junge Menschen nicht mehr zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden können. Es sei aber wichtig, dass Menschen auch komplexe und differenzierte Informationen verstehen, um sich ein fundiertes eigens Urteil bilden zu können. Vor diesem Hintergrund, so Marco Prietz, ist politische Bildungsarbeit und die Gedenkstättenarbeit nicht hoch genug einzuschätzen.
Abschließend wurden in der Gedenkstätte die historischen Unterkunftsbaracken und zahlreiche weitere Gebäude mehrfarbig in Regenbogenfarben beleuchtet. Damit wurde ein weithin sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus gesetzt. Solche Einstellungen dürfen in der Gesellschaft keinen Platz haben. Die Gedenkstätte setzt sich für Frieden, Freiheit, Toleranz, Gleichberechtigung und Inklusion und gegen jegliche Menschenfeindlichkeit ein.
Fotos: Carsten Karstensen